
Was ist „Positive Psychologie“
Positive Psychologie ist eine junge akademische und anwendungsorientierte Abzweigung der klassischen Psychologie. Sie ist vor mehr als zwanzig Jahren aus der Vernachlässigung positiver Themen entstanden.
Positive Psychologie erforsch das gute Leben und richtet sich nicht an psychisch belastete Menschen, sondern an Menschen sich über den Null-Punkt des subjektiven Wohlbefindens befinden.
Diese Menschen leiden nicht mehr. Was aber nicht zwangsläufig das Vorhandensein der Lebenszufriedenheit bedeutet. Diese psychisch gesunden Menschen möchten das Wohlbefinden steigern und stabilisieren.
Relevante für positives Marketing Konzepte der Positiven Psychologie

Charakterstärken
Werte, VIA-Test

Sechs Tugenden
und Signaturstärken

Person-job-fit
und person-entrepreneurship-fit
Ihre Charakterstärken
Definition
Charakterstärken sind die individuell unterschiedlichen psychologischen Bestandteile, Prozesse oder Mechanismen, anders gesagt, die unterscheidbaren Wege, um die eine oder andere der Tugenden zu zeigen.
Peterson, C., & Seligman, M. E. (2004). Character strengths and virtues: A handbook and classification (Vol. 1). Oxford University Press.
Erkennen, Verwenden und Handeln in Richtung der Charakterstärken
Charakterstärken führt nachgewiesen (Govindji & Linley, 2007) zu höheren Werten im subjektiven Wohnbefinden (Ausgeglichenheit und Lebenszufriedenheit) und psychischen Wohlbefinden (existenzielle Herausforderungen des Lebens) sowie Vitalität.
Govindji, R., & Linley, P. A. (2007). Strengths use, self-concordance and well-being: implications for strengths coaching and coaching psychologists. International Coaching Psychology Review, 2, 143–153.
Sechs Tugenden
Historische Untersuchungen wiesen auf 6 universelle Tugenden auf, die möglicherweise in der Biologie durch den evolutionären Prozess begründet waren und für Überleben notwendig waren. Diese Kerneigenschaften wurden auch vom Moralphilosophen und religiösen Denkern geschätzt: Weisheit, Mut, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Mässigung und Transzendenz.
- Weisheit und Wissen: kognitive Stärken, die den Erwerb und den Gebrauch von Wissen beinhalten.
- Mut: Emotionale Stärken, die mittels Ausübung von Willensleistung internale und externale Barrieren zur Erreichung eines Ziels überwinden.
- Menschlichkeit: Interpersonale Stärken, die liebevolle, menschliche Interaktionen ermöglichen
- Gerechtigkeit: Gemeinnützige Stärken, die ein funktionierendes Gemeinwesen fördern
- Mässigung: Stärken, die Exzessen entgegenwirken
- Transzendenz: Stärken, die uns einer höheren Macht näherbringen und Sinn stiften
Peterson, C., & Seligman, M. E. (2004). Character strengths and virtues: A handbook and classification (Vol. 1). Oxford University Press.
Stärkentest
Auf der der Homepage charakterstaerken.org kann man kostenlosen VIA-IS (values in action inventory of strenghts) Stärkentest von Peterson und Seligman (2004) machen. Als Testergebnis bekommt man eine Rangliste aller 24 Stärken der Grösse nach geordnet mit Prozentangaben von 100% abwärts.
Signaturstärken
Peterson und Seligman (2004) stellten in Interviews fest, dass jeder Mensch eine Handvoll Stärken besitzt, meistens zwischen drei und sieben. Diese sogenannte Signaturstärken erfüllen folgenden Kriterien:
■ ein Gefühl von Eigenverantwortung und Authentizität („das ist mein wahres Ich“)
■ eine schnelle Lernkurve, da Themen an die Stärke angehängt und geübt werden
■ Kontinuierliches Erlernen neuer Wege, um die Stärke einzusetzen
■ ein Gefühl der Sehnsucht, im Einklang mit der Stärke zu handeln
■ ein Gefühl der Unvermeidlichkeit beim Einsatz der Stärke, als ob man nicht davon abgehalten oder davon abgebracht werden könnte
■ Stärkung statt Erschöpfung
■ intrinsische Motivation
Verwendung von Signaturstärken
Signaturstärken ist mit einem höheren Fortschritt bei der Zielerreichung verbunden, infolgedessen auch mit einer grösseren Bedürfnisbefriedigung und einem höheren Wohlbefinden.
Linley, P. A., Nielsen, K. M., Gillett, R., & Biswas-Diener, R. (2010). Using signature strengths in pursuit of goals: Effects on goal progress, need satisfaction, and well-being, and implications for coaching psychologists. International Coaching Psychology Review, 5(1), 6-15.
Charakterstärken: Lebenszufriedenheit und Wohlbefinden
Studien zeigten, dass Stärken Hoffnung, Enthusiasmus und Neugier, Dankbarkeit und Bindungsfähigkeit sowohl beim Selbst- als auch beim Fremdbild die höchste Wirkung auf Lebenszufriedenheit haben.
In einer anderen Studie wiesen die Stärken Hoffnung, Enthusiasmus, Bindungsfähigkeit, soziale Intelligenz und Ausdauer die höchsten positiven Korrelationen mit der Lebenszufriedenheit auf.
Veränderungen in Charakterstärken, besonders bei den Stärken Hoffnung, Enthusiasmus, Neugier, Bindungsfähigkeit, Dankbarkeit, Humor, gehen auch langfristig mit der Veränderung im Wohnbefinden einher.
Buschor, C., Proyer, R. T., & Ruch, W. (2013). Self-and peer-rated character strengths: How do they relate to satisfaction with life and orientations to happiness?. The Journal of Positive Psychology, 8(2), 116-127.
Martínez-Martí, M. L., & Ruch, W. (2014). Character strengths and well-being across the life span: Data from a representative sample of Germanspeaking adults living in Switzerland. Frontiers in Psychology, 5, 1253.
Gander, F., Hofmann, J., Proyer, R. T., & Ruch, W. (2020a). Character strengths–Stability, change, and relationships with well-being changes. Applied Research in Quality of Life, 15(2), 349-367.
Person-Job-Fit
Wichtige Ort der Stärkennutzung ist der Arbeitsplatz, wo die meisten Erwachsenen die Mehrheit ihrer Zeit verbringen. Zum Beispiel, eine kreative Person wird in einem Job, wo neue Problemlösungen gefragt sind, mehr aufblühen. Neugierige werden gut mit komplexen und abwechslungsreichen Aufgaben zurechtkommen.
Arbeitsergebnisse wurden bei Einzelpersonen in einer Studie dort am höchsten bemessen, wo persönliche Eigenschaften (z. B. Bedürfnisse, Werte) und Umgebungseigenschaften (z. B. Vorräte, Werte), die sie am höchsten Bewerten lassen, übereinstimmen. Umgekehrt, die niedrigsten Arbeitsergebnisse wurden berichtet, wenn die Arbeitsumgebung weniger geboten hat, als sie benötigt haben.
Peterson, C., Stephens, J. P., Park, N., Lee, F., & Seligman, M. E. (2010). Strengths of character and work. Oxford handbook of positive psychology and work, 221-231.
Arbeitszufriedenheit
Arbeitszufriedenheit hängt mit Stärkenensatz in beruflichen Aktivitäten zusammen.
Höhere Werte der Stärke „Freundlichkeit“ zum Studiumanfang mit späteren Arbeitszufriedenheit zusammenhängen.
Die beständigsten Beziehungen zwischen den Charakterstärken und Arbeitszufriedenheit beobachtetet man bei den Stärken Hoffnung, Enthusiasmus, Bindungsfähigkeit, Freundlichkeit, Dankbarkeit, Weisheit, soziale Intelligenz, Führungsvermögen.
Berufsübergreifend die Charakterstärken Neugier, Enthusiasmus, Hoffnung, Dankbarkeit und Spiritualität mit Arbeitszufriedenheit in Verbindung gebracht werden können.
Littman-Ovadia, H., & Steger, M. (2010). Character strengths and well-being among volunteers and employees: toward an integrative model. The Journal of Positive Psychology, 5, 419–430.
Diener, E., Nickerson, C., Lucas, R. E., & Sandvik, E. (2002). Dispositional affect and job outcomes. Social Indicators Research, 59(3), 229-259.
Gander, F., Hofmann, J., & Ruch, W. (2020). Character strengths: person–environment fit and relationships with job and life satisfaction. Frontiers in Psychology, 1582.
Peterson, C., Stephens, J. P., Park, N., Lee, F., & Seligman, M. E. (2010). Strengths of character and work. Oxford handbook of positive psychology and work, 221-231.
Arbeitsengagement
Stärkeneinsatz ist mit Arbeitsengagement, Freude am Tun und Flow-Erleben verbunden. Flow-Zustand ist leichter zu erreichen, wenn mehrere Signaturstärken eingesetzt werden können.
Einsatz der Charakterstärken korreliert mit Arbeitsleistung, besonders die Stärken Ausdauer, Teamarbeit, Ehrlichkeit, Vorsicht und Selbstkontrolle. Das Konstrukt „Job mit Leidenschaft hinnehmen, sich dem Job widmen“ ist mit den Stärken verbunden Ausdauer, Tapferkeit, Selbstregulation, Neugier und Freude am Lernen.
Für jedes Individuum korreliert individuelles Flow-Erleben während des Arbeitstages mit Motivation, Leistung und Arbeitszufriedenheit.
Menschen treiben drei Grundbedürfnisse an: Kontrolle über die Arbeit, ein positives Selbstbild zu kreieren und verbunden mit anderen zu sein. Wenig Kontrolle über die eigene Arbeit zu haben kann zur Arbeitsentfremdung führen.
Ebner, M. (2019). Positive Leadership. Erfolgreich führen mit PERMA-Lead: die fünf Schlüssel zur High Performance. Facultas.
Hausler, M. (2019). Glückliche Kängurus springen höher: Impulse aus Glücksforschungund Positiver Psychologie. Junfermann Verlag GmbH.
Harzer, C., & Ruch, W. (2014). The Role of Character Strengths for Task Performance, Job Dedication, Interpersonal Facilitation, and Organizational Support. Human Performance, 27(3), 183-205.
Wrzesniewski, A., & Dutton, J. E. (2001). Crafting a job: Revisioning employees as active crafters of their work. Academy of Management Review, 26(2), 179-201.
Gefühl der „Berufung“
Gefühl der „Berufung“ tritt Verwendung von 4 bis 7 Signaturstärken ein und Grand der positiven Erfahrungen bei der Arbeit hängt mit der Anzahl der verwendeten Signaturstärken zusammen.
Harzer, C., & Ruch, W. (2012). When the job is a calling: The role of applying one’s signature strengths at work. The Journal of Positive Psychology, 7(5), 362-371.
Ausgehend von Ihren persöhnlichen Signaturstärken (und entsprechenden Tugenden) werden Ihnen im Positiven Marketing passende Selsbt-Marketingstrategien und Strategien der Kundenaquisition vorgeschlagen.